Freitag, 27. Juni 2008

Kleiner Erfahrungsbericht: Olympus E-3 mit Zuiko 12-60mm

oder

"A camera is a camera is a camera!"

Gewitter über Stuttgart • Brennweite 60 mm (eqiv. 120 mm), Bl. 4, 1/125 sec., 800 ISO

Dieser Satz ging mir (in Abwandlung von Gertrude Stein's "A rose is a rose is a rose") schon nach kurzer Zeit im Kopf herum, kaum hatte ich das Paket von Olympus ausgepackt und die ersten Fotos mit der E-3 und dem Zuiko 2.8-4/12-60mm gemacht hatte.

Warum ich ausgerechnet über eine Olympus-Kamera schreibe?
Wahrscheinlich ist es meinen sentimentalen Gefühlen gegenüber dem Olympus-OM-System geschuldet (meiner ersten Profiausrüstung), dass ich auf die Erwähnung dieser Kameramarke immer noch mit Aufmerksamkeit reagiere …

Mit Wehmut erinnere ich mich an die erhellenden Sucher (Finder!) der Olympus OM-Serie, an die Zuiko-Preziosen 2/20, 2/24, 2/28, an das 2/40-Pancake (ja, das gab es schon!), das Makro-50er, an das 2/90 und 2/100, die, neben ihrer hohen Lichtstärke auch in ihrer optischen Leistung dem Vergleich mit Leitz-Optiken standhalten konnten.

Nun ja, aus welchen Gründen auch immer, Olympus ist aus dem Profi-Markt ausgestiegen, hat sein Heil im Konsumer-Markt gesucht - um jetzt wieder zurückzukommen (siehe auch Pentax bzw. Sony/Minolta) und versucht nun speziell mit der E-3 wieder ein Plätzchen in den Kamerataschen der Profis zu bekommen.

Jetzt ist die Kamera schon einige Zeit auf dem Markt und die Zahl der "Reviews" ist Legion.
Was soll man da noch schreiben, was nicht schon geschrieben wurde?

So verweise ich noch einmal auf eine Anzahl von Reviews, denen ich mich nach meinen eigenen Erfahrungen mit der Kamera vorbehaltlos anschließen kann.
Mein Tipp - wie in Reisekatalogen - auch zwischen den Zeilen lesen:

dpreview
letsgodigital
dcresource
luminous-landscape
cameralabs
photographyblog



Meine eigenen Eindrücke kurz zusammengefasst:
  • Gefallen hat mir die wertige Haptik der Kamera. Gefühlt erscheint sie schwerer, als z. B. die Canon 5D, die daneben doch sehr "plastik" aussieht. Tatsächlich ist die Canon aber über 100gr. schwerer (beide Kameras mit Zomm 12-60 bzw. 24-105).
  • Gefallen hat mir der ausgezeichnete, sehr helle Sucher - natürlich auch hell wegen der Anfangsöffnung 2.8 des exzellenten 12-60mm (equiv. 24-120mm) Zooms.
  • Gefallen hat mir das sensible, reaktionsschnelle Auslösen der Kamera, die viel agiler ist, als die behäbige Tante 5D.
  • Gefallen haben mir die JPG`s, scharf und detailreich, mit lebhaften Farben und hoher Sättigung. Selten habe ich so "versandfertige" Bilder direkt aus der Kamera gesehen (zu RAW-Daten bitte in den o. g. Reviews nachlesen).
  • Gefallen hat mir, dass sich mit der In-Kamera-Stabilisierung zusammen mit dem ausgezeichneten Zuiko-Zoom und dem kleinen (weil kleiner Sensor!), gut abgedämpften Spiegel auch bei längere Belichtungszeiten noch knackscharfe Bilder realisieren lassen.
  • Gefallen hat mir - natürlich! - der schwenk- und drehbare Monitor. Erst so macht Live-View wirklich Sinn! Allerdings: für bewegte Fotografie ist die Auslöseverzögerung viel zu groß.
Manou Gallo, Zap-Mama-Bassistin, und Yako Tawasa, Schriftstellerin,
Sommerfestival der Kulturen, Stuttgart
Brennweite 50 mm (eqiv. 100 mm), Bl. 4, 1/25(!) sec., 800 ISO


  • Nicht gefallen haben mir unzählige und unübersichtliche Einstellmöglichkeiten am Gehäuse, ich zähle annähernd doppelt so viele wie an der 5D.
  • Nicht gefallen hat mir die Menüstruktur. Das geht auch übersichtlicher. Es ist ein Zugriff auf die wichtigsten Einstellung via Info-Fenster möglich, aber mit viel knöpfchendrücken.
  • Nicht gefallen hat mir, dass bei eingeschalteter Rauschunterdrückung sichtbar Details verloren gehen (bei abgeschalteter Rauschunterdrückung und Empfindlichkeiten ab 800 ISO erhält man ein sehr schönes, filmähnliches Korn!).
  • Nicht gefallen hat mir, dass ab 200 ISO erstes Farbrauschen sichtbar wird.
  • Nicht gefallen hat mir der geringere Dynamikumfang gegenüber mir bekannten Kameras, der zum Unterbelichten um -1/3 bis -2/3 Bl. zwingt, damit aber das Rauschen in den Schatten erhöht.
  • Nicht gefallen hat mir, dass der sonst sehr schnelle und treffsichere Autofokus bei schlechteren Lichtverhältnissen Unsicherheiten zeigt.
Der Fotograf, in seine Zukunft schauend?
Versuch eines Weitwinkel-Selbstportraits
12 mm (eqiv. 24 mm), Bl. 3.2, 1/80 sec., 100 ISO, Live-View


Eine Frage an Olympus kann ich mir nicht verkneifen:
wenn man mit dem Four-Thirds-System schon das "originäre digitale Filmformat" für sich reklamiert, warum muss man dann durch und durch konventionelle Kameras um den Sensor herum bauen?
Warum sich wie ein Lamm in einer Herde von Büffeln behaupten wollen?
Warum nicht gleich die ganze Kamera neu denken?

Erwin Puts stellte bereits die Frage bei der Vorgängerin der E-3: " Olympus E-1: the Barnack camera for the digital era?"

Oskar Barnacks Entwicklung der modernen Kleinbildkamera revolutionierte die Fotografie.

Die Olympus E-3 ist aber "nur" eine evolutionäre Weiterentwicklung eines klassischen Kamerakonzepts, steht deshalb in Konkurrenz und im Schatten "klassischer" DSLR's.
So wird sie mit Sicherheit nicht die "Leica des digitalen Zeitalters".

Wer weiß, vielleicht läge gerade im "Four-Thirds-System" das Potenzial für eine neue Form der Messsucherkamera …?
Immerhin, die manteltaschentaugliche E-420 mit der 2.8/25mm-Pancake-Optik geht in die richtige Richtung.

Genug spinntisiert - ich komme zum Schluß:
auch wenn niemand seine Canon- oder Nikon-Ausrüstung zu Gunsten einer E-3 verkaufen wird, für alle, die bereits in ein Four-Thirds-System investiert haben, ist die E-3, eine professionelle Kamera mit einem spannenden Angebot lichtstarker Objektive, mit Sicherheit Ultima Ratio.

Und das gilt für alle Kameras, für die, die wir besitzen, wie für die, die wir gerne hätten:


"Eine Kamera ist eine Kamera ist eine Kamera!"



Zur Einordnung meiner persönlichen, subjektiven (gefühlten!) Anmerkungen: meine Referenzen sind ausschließlich diverse Canon-Kameras, mit denen ich tagtäglich arbeite.

Alle Bilder auf der Seite mit Olympus E-3 und Zuiko 2.8-4/12-60mm.
Die Fotos sind weder zu Test- noch zu Vergleichszwecken gemacht.


Dank an Olympus/Katja Drießen für das freundliche Bereitstellen einer Rezensionskamera.

3 Kommentare:

  1. Hallo Martin, danke für den Bericht, der mich als (früher E-1 und heute) E-510-Fotografin natürlich besonders interessiert. Leider ist die E-3 für mich noch etwas zu teuer ...

    Die vielen Knöpfe bei Olympus haben übrigens einen Vorteil: Man muss nur selten ins Menü und kann die wichtigsten Einstellungen so schneller ändern. (So ist es zumindest bei der E-1).

    Deine Fotos aus Istanbul haben mir übrigens gut gefallen.

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  2. Martin,

    Did you try the "auto-gradation" setting for E3 JPEG shooting? It seems to give a genuine increase in JPEG tonal capture range without weird tonal side effects.

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  3. Carl,

    I tried "Auto-Gradation" but did no side by side comparison of JPG's.

    I don't know, how "Auto-Gradation" really works.
    But as I heard, tonal range may increase, but noise in shawdow parts increases in the same rate.

    It may be the same technic as Lighting" in DXO,
    where you have to be very careful when working on a high-ISO-level.

    By the way: the B/W-photo was shot in RAW, and converted to DNG.
    There was only little scope to recover the highlights in Photoshop.

    Although: great camera!

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